Chronik


Chronik von Walther Fuchs (Auszug Teil 1)

Im Nordwesten des Dorfes Lengenfeld unterm Stein erhebt sich der Schlossberg auch Burgberg genannt, der mit seinen 402 m über NN bis zum Jahre 1933 eine uralte stolze Linde trug. 

Hier stand die Burg zum ,,Stein", die der Landgraf Ludwig 1. von Thüringen 1137 als Erbe übernommen hatte. Im Jahre 1316 kaufte der Erzbischof Matthias von Mainz die Hälfte dieser Burg von den Gebrüder Hardenberg. 

Am 12. Januar 1409 wird die Burg ,,Stein" zum ersten Male ,,Bischofstein" genannt. Unterhalb der Burg lag der kleine Marktflecken, die ,,Stadt zum Stein", die bis zum Jahre 1420 noch urkundlich bezeugt worden ist. In diesem Marktflecken stand auch die ,,St. Georgskapelle" in der laut Kirchenbuch am 18. Juli 1708 die letzte Amtshandlung mit der Trauung des Amtvogtes Heinrich Helm stattfand. Im Dreißigjährigen Krieg wurden die ,,Burg" und die ,,Stadt zum Stein" teilweise zerstört. Die Sage vom ,,Fräubchen von England" umgibt die Burg mit dem Zauber ritterlicher Romantik.

Der Kurfürst von Mainz Johann Friedrich Karl von Ostein ließ im Jahre 1746 die Burg abbrechen und aus dem daraus gewonnenen Baumaterial im Jahre 1747 das heutige ,,Schloss Bischofstein" als neuen Amtssitz seiner Amtvögte durch den Baumeister Christoph Heinemann aus Dingelstädt am Südabhang des Burgberges 316 m über NN, errichten.

Nach Fertigstellung des Schlosses wurde diese Kapelle in der unteren linken Etage des Herrenhauses eingerichtet und auf ihren alten Titel ,,mit allen Rechten" geweiht.

Am 6. Juni 1802 nahm laut Vertrag mit Frankreich der König Friedrich Wilhelm III. von Preußen das Eichsfeld in Besitz. Lengenfeld unterm Stein wurde nun preußisch - Schloss Bischofstein eine staatliche Domäne.

Nach der Schlacht von Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 wurde das gesamte Eichsfeld französisch und am 18. August 1807 dem Königreich Westfalen angegliedert. Als nach der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 die Franzosenherrschaft zu Ende war und das Eichsfeld wieder preußisch wurde, ging Schloss Bischofstein als Rittergut in Privatbesitz über. Am 22. Februar 1 843 wurde der neue Friedhof auf dem Plateau am Hang des Schlossberges durch den Rittergutsbesitzer Wilhelm Müller eingerichtet und vom Pastor der evangelischen Kirchengemeinde in Großtöpfer eingeweiht.

Am 15. Oktober 1907 kaufte Herr Dr. Gustav Marseille Schloss Bischofstein einschließlich der Ländereien mit 2 Pferden, 2 Esel, 10 Milchkühen und 30 Stück Federvieh, um darin eine private Internatsschule einzurichten. Bereits am 18. Januar 1908 konnte nach größeren notwendig durchgeführten Innenausbauarbeiten diese Schule als Typ einer Oberrealschule mit 35 Schülern, von denen vier Schüler mit aus Haubinda kamen, eröffnet werden. Nachdem bis zum Jahre 1912 die Schüler als ,,Externe" geprüft wurden, fanden in Anerkennung der bisher gezeigten guten Leistungen im Jahre 1913 die ersten ,,Einjährigen - Prüfungen" in Bischofstein statt. Als der Gründer dieser Schule, Herr Dr. Gustav Marseille - geboren am 20.8.1865 - am 6.11.1917 starb, wurde er auf dem Bischofsteiner Friedhof beerdigt. Herr Oberst Fritsch übernahm bis zur endgültigen Klärung die Leitung dieser Schule.

Ein großer Vorteil für Bischofstein war es, als Herr Dr. Wilhelm Ripke, der am 23.2.1886 in Estland geboren wurde, 1912 in Heidelberg zum Dr. phil. promovierte, am 1.2.1919 als Lehrer nach Bischofstein kam und am 17.7.1920 laut Genehmigung des Provinzial - Schulkollegiums der Provinz Sachsen die Leitung dieser Schule übernahm. Um den Sportunterricht entscheidend zu verbessern, wurde 1929/30 der neue Sportplatz in den Ausmaßen 150m x 80 m gebaut. Das Spielfeld hat eine Länge von 100 m und eine Breite von 60 m. Die Einweihung erfolgte am 20. August 1930, am Tage des Schulsportfestes.

Während der großen Weltwirtschaftskrise wurden in den Jahren 1930 bis 1932 ständig 80 Kinder von Arbeitslosen in Bischofstein zu Mittag kostenlos beköstigt.

Am 20. August 1933 wurde das 25 - jährige Bestehen der Schule äußerst festlich begangen. Einen besonderen Höhepunkt bildete das große Feuerwerk, das oberhalb des Sportplatzes abgebrannt wurde. Die Uraufführung des ,,Bischofsteiner Films" im Speisesaal und am Tage darauf in der Gemeindeschenke für die Lengenfelder Bevölkerung wurde von allen mit großer Begeisterung aufgenommen. In den Osterferien 1936 wurde Herr Dr. Wilhelm Ripke vom Kultusministerium der nationalsozialistischen Regierung aus politischen Gründen als Direktor der Schule abgesetzt und Herrn Dr. Karl Pietzker die Leitung dieser Einrichtung übertragen. 

Fortsetzung Teil 2